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Neue Besen, alte Politik – Bezirksvorsteher positioniert sich für den internationalen Busbahnhof direkt beim Grünen Prater

Freitag 5. Februar 2021

Der neue Bezirksvorsteher vom 2. Bezirk, Herr Alexander Nikolai, ist scheinbar gut vernetzt. Kaum ein Monat im Amt bekommt er schon in der Wiener Bezirkszeitung Anfang Jänner eine Doppelseite zur Selbstdarstellung und im KURIER eine ganze Seite. Neben den immer wieder gern gehörten aber oft nicht eingelösten Vorhaben wie Partizipation bei Großprojekten, Klimamaßnahmen, lebenswerte Leopoldstadt, Gesundheitszentren, etc. kommt bei allen wohlwollend gestellten Interviewfragen doch einiges hervor, was nur schwer zu verdauen ist. Dazu gehört der Abriss der Sport&Fun-Halle und der zentrale Busbahnhof.

Zunächst wird der Standort in Worten vom auslaufenden grünen Prater auf den Handelskai (klingt besser) verlegt was natürlich gegen alle bisher bekannten Pläne spricht, und, was wir nur allzu gerne hören, die bei Jugendlichen allseits beliebte und preisgünstige Sport-&-Funhalle „muss im 2. Bezirk bleiben“. Interessant ist auch die Aussagen: „am Standort Handelskai lässt sich nicht mehr rütteln“ (dabei gibt es nicht einmal noch einen Flächenwidmungsplan) und natürlich „ist sicherzustellen, dass die Anrainer nicht die Leidtragenden sind“. Diesen derzeit kaum verifizierbaren Versprechungen stelle ich die bisher bekannte zukünftige Realität gegenüber:

Hotelbunker, Büros und Verkehrsinfarkt
5 Millionen Fahrgästen pro Jahr, 34 Bussteigen, jährlich 200.000 An- und Abfahrten, ein Hotelbunker + Büros. Nicht eingerechnet die vielen privaten Zubringer und auch die Frage, woher denn diese vielen Busse anfahren werden. Angeblich durch die ohnehin schon verstopfte A23, eher wahrscheinlich durch den Prater und die dicht besiedelte Engerth- und Vorgartenstraße. Was das alles für die Umwelt bedeutet, wage ich mir gar nicht auszurechnen. Dieses sozial und ökologisch desaströse Monsterprojekt soll offensichtlich im Interesse der alles in dieser Stadt bestimmenden Bauindustrie in Verbindung mit Politik und eines internationalen Busunternehmung durchgezogen werden.

Im KURIER vom 12. Jänner 2021 (Seite 15) wird ganzseitig kolportiert, was bisher immer in Abrede gestellt wurde, dass das in die Jahre gekommene Ferry-Dusika-Radstadion abgerissen und durch ein neues modernes multifunktionales Hallenstadion ersetzt werden soll. Man braucht nicht lange zu spekulieren, was das für die niederschwellig zugängige Sport- und Funhalle bedeuten wird. In dem Artikel wird als gesichert vorausgesetzt, dass es den neuen Busterminal geben wird.

Kosten explodieren, Umwelt und Soziales egal
Das Projekt Busterminal wurde vor einem Jahr mit Kosten für die Stadt mit rund 50 Millionen € beziffert, spätere knappe Schätzungen sprechen bereits von € 70 Millionen und seriöse Analysen sprechen aber bereits von einer Größenordnung von knapp € 500 Millionen bis 1 Milliarde. Das Projekt „neue Sporthalle“ wird allein auf € 50 Millionen geschätzt. Beide Projekte werden zusammengeführt und werden den öffentlichen Haushalt mit € 1,5 Milliarden belasten. Und wenn man bedenkt, dass einer der Betreiber das Busunternehmen BLAGUS sein wird, dann stellt sich der angeblich Mehrwert für den Bezirk in einer anderen Dimension dar. Die Stadt, die für Soziales und Umwelt angeblich kein oder zu wenig Geld hat, erlaubt sich hier eine Umweltkatastrophe ersten Ranges um privaten Interessen durchzusetzen. Man kann sich ausmalen wie auf Grund der zu erwartenden öffentlichen Kosten Korruption und Spekulation blühen wird.

Wir sprechen uns nun nicht gegen günstige Reisemöglichkeiten vor allem für Jugendliche aus, aber auch hier muss unter sozialen und ökologischen Voraussetzungen gefragt werden, wer trägt dafür die eigentlichen Kosten: die wegen Billiglöhnen mit massenhaften Überstunden arbeitenden durchwegs osteuropäischen BusfahrerInnen, mit all dem Risiko für die Reisenden? Wir fragen uns, warum die bisherigen dezentral gelegenen Busbahnhöfe vor allem der Umwelt wegen nicht besser geeignet wären und warum diese ganz bewusst dem Verfall preisgegeben werden, um dann für die Notwendigkeit eines zentralen Busbahnhofs argumentieren zu können.

Dieses ganze Monsterprojekt ist ein durch und durch vom Streben nach privaten Mehrwert getriebenes Spekulationsprojekt. Die AnwohnerInnen werden es spätestens in 5 Jahren voll zu spüren bekommen, aber dann werden die heutigen Bezirksparlamentarier nicht mehr zur Verantwortung gezogen werden können.

Man sollte in der Bezirksvertretung darüber eine namentliche Abstimmung verlangen, damit die Verantwortung für dieses Projekt auch Namen für die Zukunft bekommt.


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