PolDi - Politik Direkt in die Leopoldstadt

Mindestsicherung, personenbezogen

Mehr als eine Frauenforderung

Sonntag 6. März 2011, von Doris Schlager

An der Mindestsicherung ist zu Recht schon viel kritisiert worden. Armutsgefährdet sind Menschen, deren Einkommen geringer als 951€ ist, die Mindestsicherung beträgt aber nur 744€.

Vor diesem Hintergrund ist es natürlich ein Armutszeugnis, dass dieser ohnehin zu geringe Betrag in Wien nur zwölfmal ausgezahlt wird, obwohl der Gesetzeslage nach ohne Weiteres eine 14-malige Auszahlung möglich gewesen wäre.

Selten wird jedoch darauf hingewiesen, dass die Mindestsicherung nicht personen- sondern haushaltsbezogen ausbezahlt wird. Ein Umstand, der für die Betroffenen eine gravierende Bedeutung hat. So bekommt eine Frau in einem Zweipersonenhaushalt, die nichts oder weit unterhalb der Mindestsicherungsgrenze verdient, auch weiterhin keine Mindestsicherung, wenn das gemeinsame Einkommen 1116€ erreicht.

Wieviele (nicht nur, aber doch hauptsächlich) Frauen in völliger finanzieller Abhängigkeit von ihren jeweiligen PartnerInnen leben müssen, wird in den Statistiken nicht einmal erhoben, da bei Studien über Armut immer von Haushaltseinkommen ausgegangen wird.

Dass dies eine Situation ist, in der sich viele WienerInnen befinden, ergibt sich schon aus den jeweiligen Durchschnittseinkommen. Verdienten doch die am schlechtest verdienenden Wienerinnen (die "unteren" 25%) im Jahr 2007 durchschnittlich nur 631€, die einkommensschwächsten Männer hingegen im Schnitt 794€.

Angesichts der angespannten Situation am Wiener Wohnungsmarkt ist es aber für den/die ökonomisch abhängigeN PartnerIn im Falle einer Beziehungskrise nahezu unmöglich, eine Trennung anzustreben. Ein Verbleiben in der gemeinsamen Wohung wird nur selten möglich sein, wenn diese zu groß und damit zu teuer ist. Die Wartelisten für Gemeindewohnungen sind enorm lang und werden nicht kürzer, da die Gemeinde den Bau neuer Wohnungen völlig eingestellt hat.

Genossenschafts- oder Privatwohnungen anzumieten, kommt wegen der hohen Einstiegskosten ebenso wenig in Frage. Eine Trennung aus einer unglücklichen Beziehung wird so zu einem Privileg für Menschen weit über der Armutsgrenze.

Webseite zur Aktion am 19. März 2011: www.20000frauen.at


| Sitemap | Newsletter | About | Impressum / Kontakt | RSS Feed | SPIP | Copyleft: Alle Artikel und Fotos unter GFDL falls nicht anders angegeben