Vor einem Jahr fand sich im Café Sperlhof ein Personenkomitee, das gemeinsam an diesen Antrag erinnern wollte: Ein breites Spektrum von Leuten, denen der alltägliche Rassismus im Bezirk auf die Nerven geht: Ute Bock, Gerald Grassl (Werkkreis Literatur der Arbeitswelt), Uschi Lichtenegger (Kramer-Gesellschaft und Grüne), Pater Mario von der Kirche am Mexikoplatz, Josef Iraschko (KPÖ), Pädagoginnen von Leopoldstädter Schulen, Lokalbesitzer und viele andere, übrigens auch Mitglieder der SPÖ, wie etwa der Schriftsteller Eugen Bartmer, die Fotokünstlerin Maria Scheibl oder der Bildhauer Oswald Stimm und natürlich viele Parteilose, engagierte Leute der jüdischen Kultusgemeinde, verschiedene antirassistische Organisationen.
Sie alle wollten mit einer Aktionswoche an den Beschluss "Rassismusfreie Zone Leopoldstadt" erinnern und stellten einen Antrag an die Bezirksverwaltung, diese Veranstaltung finanziell zu unterstützen (für Flugblätter, Bühnenaufbau etc.): Abgelehnt! Interessant ist die Begründung: Man sei nicht bereit, ein Vorhaben von Kommunisten, das in einem Parteilokal der KPÖ beschlossen worden sei, zu unterstützen.
Da staunten der Cafetier des Sperlhofs und die etwa 30-40 Beteiligten nicht schlecht, dass sie von SPÖ-Beamten taxfrei zu Kommunisten geadelt worden waren. Wusste eigentlich der Kulturstadtrat Mailath-Pokorny, dass er nach dem legendären kommunistischen Kulturstadtrat Viktor Matejka (1945–1949) der zweite Kommunist in diesem Amt der Gemeinde Wien ist? Immerhin hatte er den Ehrenschutz über die Veranstaltungswoche übernommen. Alle Parteien wurden gebeten, die Woche "Rassismusfreie Zone" zu unterstützen. Nur die Grünen und die KPÖ im Bezirk folgten der Einladung.
Aufgrund des großen Erfolges 2009 wird das Aktionskomitee "Rassismusfreie Zone" kommenden Herbst einen Aktionsmonat organisieren. Denn noch immer liegt der beschlossene Antrag in einer Schublade des Kulturausschusses. Und wieder werden alle Parteien zur Mitarbeit und Unterstützung eingeladen.
Wir lassen uns überraschen, wer den antifaschistischen Auftrag der Verfassung ernst nimmt, wem der Kampf gegen den alltäglichen Rassismus ein echtes Anliegen ist.