Was und wer will das "Trialto-Projekt"?
Viel an Informationen ist noch nicht durchgesickert, bzw. werden vor der Bevölkerung unter Verschluss gehalten. Immerhin müssen dem, was bisher bekannt geworden ist, jahrelange Planungen und Gespräche vorausgegangen sein. Spätestens mit dem Abriss der Uniqua-Zentrale müssen die zukünftigen Pläne und wahrscheinlich auch entsprechende Zusagen schon in den diversen Magistrats- und Bezirkstischladen gelegen haben.
So viel ist jedenfalls bei einer Sitzung der Bezirksentwicklungs-kommission in Erfahrung zu bringen gewesen: Eine Investorengruppe will zwischen Marienbrücke und Schwedenbrücke ein Netzwerk aus mehreren Brücken erstellen. Darunter und drauf sollen Glas-Pavillions, Restaurants und hochwertige Geschäfte und auch eine gehobenere Pleasure-/Eventzone etabliert werden.
Wenn wir von PolDi (PolitikDirekt in die Leopoldstadt) das richtig verstanden haben, dann soll der Deal folgendermaßen aussehen: die Investorengruppe baut das Ganze nach ihren Vorstellungen, angeblich sind zweistellige EURO-Millionen an privaten Investitionen geplant. Die Stadt Wien stellt das ganze Terrain zur ausschließlichen privatwirtschaftlichen Nutzung zur Verfügung und - wie in neoliberalen Zeiten üblich - trägt zusätzlich die nicht geringen Anlauf-, Aufschließungs- und Entwicklungskosten.
Die InvestorInnen haben dann das komplette Sagen über die Verwendung des derzeitigen Noch-Erholungsraumes. Ein wichtiges und wahrscheinlich Ausschlag gebendes Detail ist die Tatsache, dass nach Abriss des Uniquahauses dort ein riesiger Hotelkomplex höherer Kategorie (Luxus!) errichtet werden soll und dann soll über einen Art überdachten Übergang das gutbetuchte Publikum direkt und trockenen Fußes in das Wien-Event-Abenteuer gelangen. Nun ist das natürlich nicht so, dass, wenn man schon auf luxuriös investiert, da jedermann oder jedefrau in der Luxus-Shopping-Mall sich aufwärmen können soll, schließlich sollen dieser wertvolle, geschenkte innerstädtische Grund auch ordentlich verwertet werden. Was zur Folge hat, dass der derzeit noch frei begehbare Raum zu einer exterritorialen Zone wird. Eines scheint jedenfalls aus den bisher bekannten Planungs-Schönzeichnungen hervorzugehen, dass eine durchgehende Erholungszone am Donaukanals nicht mehr gegeben sein wird.
Belebung der Nahversorgung - im Gegenteil!
Von der zuständigen MA wurde argumentiert, dass dies zu einer Belebung der Nahversorgung für den 2. Bezirk führen wird. Wir sagen, es wird genau das Gegenteil eintreten. Die Leute, die sich bei dieser Luxusmeile zu Hause fühlen, werden mit Sicherheit nicht den zweiten Bezirk massenhaft bevölkern und dort einkaufen. Für wie dumm halten uns den eigentlich die Magistratsleute und die Bezirksverantwortlichen? Und die Besserbetuchten aus unserem Bezirk werden sich dann gerne in dieser Luxusmeile aufhalten und dadurch zusätzlich ihre Kaufkraft aus dem Bezirk abziehen.
Fakt ist, es ist auf Grund der privaten Interessenslage zu befürchten, dass für die "gewöhnliche" Bezirksbevölkerung eine no-go-area geschaffen wird, die früher oder später wahrscheinlich sogar mittels spezieller privater Sheriffs von der lästigen Bezirksbevölkerung abgeschirmt wird. Trespassers will be prosecuted!
Liebe LeopoldstädterInnen!
Aus verschiedenen Studien geht hervor, dass sich gerade der Donaukanal hervorragend als Naherholungsgebiet eignet. So ist zum Beispiel das Gebiet außerhalb der Gastronomiebetriebe - wenn auch dadurch schon sehr eingeschränkt - hin zum 20. und 9. Bezirk oder das Gebiet nach der Urania auf Seite des 2. und 3. Bezirks ein größtenteils gepflegter naturbelassener Naherholungsraum.
Durch die in den letzten Jahren entstandenen vielfältigen Gastronomiebetriebe wird dieses als zur kostenlosen Erholung gedachte Gebiet einem immer größeren Verwertungsdruck unterworfen. Nicht nur, dass die bezirklichen Gastronomiebetriebe im Sommer unter dieser zusätzlichen Konkurrenz wirtschaftlich sehr stark leiden, so gibt es für RadfahrerInnen, SportlerInnen und SpaziergängerInnen schon fast kein durchgängiges Terrain mehr. Ganz abgesehen von dem Konsumdruck, dem Konsumstress und der Lärmerregung ist diese Entwicklung genau das Gegenteil von dem, was eine Ruhe und Erholung suchende Bevölkerung dringend benötigt.
PolDi ist entschieden gegen die profitable Verwertung dieses Erholungsraumes und verlangt im Gegensatz dazu eine vollständige Re-Naturierung des ganzen Donaukanalgebietes. So könnte Wien wieder einmal zeigen, das es tatsächlich ganz anders ist, und zwar nur so.
Ihr,
KPÖ-Bezirksrat Josef Iraschko