Mehrere Wochen lang werden die Austragungsorte zu hermetisch abgeriegelten Gewinnzonen umfunktioniert, denn: alle nennenswerten Einnahmen für Tickets und Werbung, Sponsorengelder und Gelder aus Vermarktungsrechten wandern in die Kassen der UEFA. Der vorauseilende Gehorsam nahezu aller etablierten Vertreter aus der Politik ist bereits jetzt gewiss: Unter Aufwendung unvorstellbarer Summen aus öffentlichen Geldern verpflichtete man sich auf Wunsch der UEFA etwa zur sofortigen Generalsanierung von Graben und Kärntner Straße, weiters zu gewaltigen Stadionausbauten und nicht zuletzt zu unvorstellbaren organisatorischen und finanziell aufwändigen Leistungen im Sicherheitsbereich: Die „Wiener Bezirkszeitung“ titelt in ihrer Ausgabe 05/2007: „EM 2008: Die Polizei rüstet auf!“. Denn wer brav für die bis zu 550 Euro teuren Tickets zahlt, ist noch längst nicht willkommen: „Präventivhaft“ heißt das neue Zauberwort. Wenn das bereitgestellte Heer aus in- und ausländischer Polizei dann durchgreift, kann man, wenn es nach Innenminister Platter geht, schon einmal auch ohne eine begangene Straftat die Handschellen spüren. Zur wohlgemeinten Sicherheit der uneingeschränkt erwünschten Sponsorengäste in den Stadien - Steven Spielbergs „Minority Report“ und das „Pre-Crime“-Programm lassen grüßen.
Das bis zum Juli 2008 vorsorglich geschlossene Stadionbad wird für gestresste Bewohner/-innen der angrenzenden Viertel leider keine Erholung bieten können. Polizeikontrollen, Lärm, Verkehrschaos und nicht zuletzt ein Berg an Unrat und Abfällen sind das zu erwartende „Andenken“ an das geldträchtige Spektakel auf dessen Ausgabenseite letztlich die öffentliche Hand sitzen bleiben wird. Die viel beschworene „Umwegrentabilität“, die als letztes Totschlagargument meist herangezogen wird, wird mehrfach ausgegeben sein, bevor noch der erste Euro eingenommen ist. Wem nützt es? Der UEFA, den großen Sponsoren und vielleicht ein paar ihnen dienend zuarbeitenden Politikern. Die SPÖ-Stadtregierung hatte bereits 2003 die Weichen zu einer massiven Umverteilung des sogenannten „Sportgroschens“ weg vom Breitensport, hin zum Spitzensport gestellt. Schließlich stellt sich die berechtigte Frage einer sinnvollen Nachnutzung für die fatalen Auswüchse einer verfehlten und auf aufgeblasene Events orientierten Politik.
Dass das ganze eigentlich etwas mit Fußball zu tun hat, ist längst zu einer unwichtigen Randnotiz verkommen. Sehr schade.