Der Name ist Programm: Die Aktionswoche "Rassismusfreie Zonen" hat das Anliegen, die größer werdende Rolle des Rassismus zumindest in bestimmten Gegenden zurückzudrängen. Das geschieht primär über Kunst und Kultur, aber auch mit einem Wortgottesdienst "für Frieden und gegen Rassismus, Feindlichkeit, Ausgrenzung", der letzten Sonntag in der Jubiläumskirche am Mexikoplatz stattgefunden hat.
- Der Info-Stand von KPÖ & PolDi beim Aktionstag "Rassismusfreie ZoneN" 2011 am Praterstern. Foto: (c) Wladimir Fried
Die Idee geht auf Josef Iraschko zurück, der vor vier Jahren in seiner Funktion als KPÖ-Bezirksrat in der Leopoldstadt einen Antrag eingebracht hat. Da Fördergelder ausblieben, wird die Initiative seit drei Jahren auf ehrenamtlicher Basis vorangetrieben. Prominente wie Ute Bock konnten ebenfalls dafür gewonnen werden, auch die Grünen wirken mit. Die Initiative versteht sich als überparteilich.
"Die Fußball-Europameisterschaft in Wien war für mich der Anlass, da zu befürchten war, dass es zu rassistischen Ausschreitungen kommt", erzählt Iraschko. Was ihn noch zusätzlich motivierte, war, dass sich das Ernst-Happel-Stadion gerade im zweiten Wiener Gemeindebezirk befindet: "Mir ging es darum alles zu tun, um die Leopoldstadt rassismusfrei zu halten."
Tatsächlich funktioniere auch das Zusammenleben hier sehr gut. Im zweiten Gemeindebezirk gibt es nicht nur zahlreiche Zuwanderer, auch viel Angehörige der jüdischen Community leben hier. Iraschko rechnet dennoch damit, dass "sich die Widersprüche verschärfen werden". Als Gründe führt er die wachsenden wirtschaftlichen Schwierigkeiten an und die anhaltenden Versuche einer Partei, die Bevölkerung auseinanderzudividieren. In den letzten drei Jahren wurden die "Rassismusfreien Zonen" von Wien-Leopoldstadt auf weitere Bezirke ausgeweitet.
Mit Literatur und Musik
- Ute Bock hatte den Ehrenschutz für die Veranstaltung übernommen. Foto: (c) Wladimir Fried
Begonnen hat die Aktionswoche heuer am Freitag. Zu einem gemeinsamen Event am Praterstern kamen zahlreiche antirassistische Initiativen wie der Verein Ute Bock, das Integrationshaus oder etwa die bekannte Nichtregierungsorganisation Zara, die sich dort öffentlich über Rassismus austauschten. Auch Texte des bedeutenden politischen Schriftstellers Jura Soyfer wurden vorgetragen, der 1939 im Konzentrationslager Buchenwald an Typhus gestorben ist. Mit solchen Aktionen will man auch Passanten erreichen, was auch gelang: 200 Interessenten wohnten dem Ereignis abseits vom gleichzeitig stattfindenden Oktoberfest bei.
"Gerade die Kultur ist ein wichtiger Bestandteil, um die Öffentlichkeit aufmerksam zu machen, der von der Politik oft vernachlässigt wird", ist Josef Iraschko überzeugt. Lesungen von zeitgenössischen heimischen Autoren wie Marlene Streeruwitz und Gerhard Ruiss sind für kommenden Samstag in der Pizzeria Fantastica geplant. Daneben wird Musik von der Gruppe "Das Mozaique" und von Kurt Winterstein gespielt. Am Dienstag, den 11. Oktober, wird die Völkerkundlerin Claudia Mayerhofer begleitet von Gypsy Jazz über Roma und Sinti reden.
Bisher arbeiten alle Beteiligten bei den "Rassismusfreien Zonen" ehrenamtlich mit. Förderungen in naher Zukunft seien aber denkbar, erzählt Josef Iraschko.
rassismusfreiezonen.wordpress.com/
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