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Aktion gegen Hetze am Vorgartenmarkt

Kein Obst und Gemüse für Rassisten!

Donnerstag 29. September 2011, von Nikolaus Lackner

Begonnen hat es mit einer Einladung der Freiheitlichen an alle BezirksbewohnerInnen zu einem „Fest“ am Vorgartenmarkt. Nun wissen wir natürlich, wer da warum mit Freibier auf dem Markt steht. Die Bezirks-FP ist nicht etwa am Erhalt oder Ausbau der Nahversorgung interessiert, sondern führt mit dem Slogan „Österreicher zuerst“ einen Kampf gegen MarktstandlerInnen nichtösterreichischer Herkunft.

Den rassistischen Plattitüden der Effen etwas entgegenzusetzen, war für die AktivistInnen von PolDi-KPÖ Leopoldstadt natürlich keine Frage des Wetters und des Gegenwinds. Es ging um nichts weniger als die Versorgungssicherheit im Grätzel.

Die FPÖ hatte schließlich öffentlich angedroht, nur mehr „Österreicher“ dürften Marktstände betreiben. So entschlossen sich Kunstschaffende, AntirassistInnen, Parteilose und KommunistInnen relativ spontan zu einem Fest der Solidarität mit den MarkstandlerInnen. Und sie trafen sich, trotz diverser Versuche der Magistrate, dies zu verhindern. Zwischen Lesungen aus der Literaturzeitschrift „Tarantel“, den Werken von Karl Kraus und spontanen Reden von AktivistInnen, stellten sich den flachen Sprüchen der „Nationalen“ viele empörte Bürger entgegen. "Kein Obst und Gemüse für Rassisten!" antwortete man auf die hetzerischen Untergriffe von rechts.

Schützt die Wiener Märkte - vor der FPÖ!

Gerald Grassl schrieb in der „Tarantel“: „Die Wiener FPÖ führt einen Kampf um die Wiener Märkte - einerseits wichtige Nahversorger, andererseits bedeutende Kulturdenkmäler der Stadt - zu beseitigen bzw. zu ruinieren. Der scheinheilige, rassistische Vorwand: Die Standeln würden fast nur mehr von „Ausländern“ betrieben. Die FPÖ ist aber vor allem eine Partei der Immobilienhändler und Hausherren, deren Interesse es ist, die wenigen Wiener Märkte zu ruinieren, um handelbare Grundstücke für neue Bürobauten oder Einkaufszentren zur Verfüfung zu haben."

Das gute Gewissen des Vorgartenmarktes

Foto: Margit Leimer

Ich sah die alte Frau schon von weitem auf uns zukommen, sie ging am Stock. Man merkte, dass ihr schon kurze Strecken zu Fuß schwerfielen. Bis auf wenige Meter an uns herangekommen, hielt sie inne. Es wirkte, als atme sie die Geräuschkulisse ein: ArbeiterInnenlieder, den Wind, wie er die Blätter der Bäume, die roten Fahnen und die Infomaterialien zum Rascheln und Flattern brachte, Fetzen von Diskussionen und Gesprächen.

Ich ging auf die Dame zu und begrüßte sie. Frau M. - geboren 1916 in der Lasallestrasse und immer noch dort wohnhaft - ist zu 95% erblindet. Aber sie hört bis heute gut und unsere Anliegen interessierten sie. Weshalb sie die Einladung, sich zu setzen und zu verweilen, gerne annahm.

Sie erzählte: Endlich sei wieder etwas los am Vorgartenmarkt, denn dieser gehöre belebt. Seit frühester Jugend kaufe sie hier ein und habe die wechselhafte Geschichte des Marktes hautnah miterlebt. Dort gab und gibt es: den türkischen Gemüsestandler, den serbischen Fleischhacker und viele mehr. Man kennt sie hier, nimmt ihre besonderen Bedürfnisse ernst und behandelt sie mit Respekt. Wo immer sie dort einkauft, nimmt man sich aus der Geldbörse nur, was geschuldet wird. Frau M. ist auf ehrliche Menschen angewiesen. Und die gibt es am Markt zuhauf, egal welcher Herkunft sie sind.

Nur wenige Meter entfernt forderte eine ausländerfeindliche Partei kurzsichtig, die Stände dürften nur von Österreichern betrieben werden. Frau M. kann nicht auf den ersten Blick erkennen, ob jemand äußerlich vielleicht anders erscheint. Doch mit dem Herzen sieht sie besser als viele von uns. Ich begleitete die alte Dame noch über die Straße und verabschiedete mich. Lange sah ich ihr nach, wie sie langsam aber bestimmt ihres Weges ging.

WienTV berichtet jeden Dienstag über Demos, Proteste und Aktionen in Wien. Die sehenswerten "Nachrichten ganz org" gibt es bei www.wientv.org.

Das Video zur Aktion von PolDi finden Sie unter: http://youtu.be/jr7xOt5rzxI


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