Was Wiens „schönste Seite“ ist bzw. welche ästhetischen Kriterien eine Stadt in Erwartung der Fußball-EM erfüllen soll, mag eine Geschmackssache sein. Die Folgen dieser Entscheidung für die Wiener Kunst- und Kulturszene dagegen sind viel schwerwiegender.
Die Monopolisierung des Plakatgeschäfts bedeutet nämlich eine Verarmung und Vereinheitlichung der Wiener Kulturlandschaft, ein Trend, der Hand in Hand mit anderen Phänomenen wie dem Kinosterben oder dem Verschwinden der kleinen Geschäfte und Greißler geht.
Die angebotenen Miniposterflächen der KULTUR:PLAKAT GmbH sind zweifellos eine attraktive Lösung für jene Veranstalter, die sich diese Werbeform leisten können. Auch wenn in der Aussendung die günstigen Preise für Veranstalter von kleinen Kulturevents angepriesen werden, sind in der Praxis die Flächen für viele schlicht unerschwinglich. Vor allem junge KünstlerInnen, nicht subventionierte und nicht kommerziell orientierte Kulturschaffende haben keine Möglichkeit mehr, für ihre Arbeit zu werben.
Der neue Verschönerungsplan führt also dazu, dass in Wien das Geld allein bestimmt, wer in der Kunst- und Kulturszene sichtbar sein darf und fördert dadurch indirekt den Mainstream, während die weniger etablierten KünstlerInnen marginalisiert und aus dem Stadtbild verdrängt werden.
Freie Kunst braucht freie Werbung!