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Wien–Energie: Abzocke als Sparanreiz?

Dienstag 20. Dezember 2011, von Josef Iraschko - Bezirksrat für KPÖ LINKS, Wien anders und PolDi

In viele Haushalte Wiens flatterte noch kurz vor Weihnachten die Jahresabrechnung von Wien-Energie (Wärme, Strom, Gas), so auch in meinen. Als Beruhigungspille, eher als Ausdruck schlechten Gewissens, wurden mit gleicher Post auch wohlmeinende Ratschläge zum Energiesparen mitgeliefert.

Da ich seit Beginn des Jahres aus eigenem Antrieb und Notwendigkeit versuchte, meinen Energieverbrauch so weit als möglich zu drosseln, habe ich fast schon mit Ungeduld auf die Jahresabrechnung gewartet, hatte ich mir doch ein schönes Guthaben erwartet. Selbst einige Medienberichte über anstehende Preiserhöhungen, wie z.B. auch von der KPÖ, waren bei mir nicht wirklich angekommen, weil ich mir die jetzt schwarz auf weiß bewiesene, angekündigte 30-prozentige Steigerung gedanklich und schon gar nicht rechnerisch vorstellen konnte oder wollte.

An Hand meiner Abrechnung wurde mir bewiesen, dass ich meinen Energieverbrauch zwar erheblich gedrosselt habe, aber dafür nicht mit einer Gutschrift belohnt werde. Im Gegenteil: Bei genauer Prüfung meiner Abrechnung, besonders was den Gasverbrauch anbelangt, musste ich feststellen, dass mein Energiesparen durch eine saftige Tariferhöhung mit einer extrem höheren Nachforderung "ausgeglichen" wurde. Wie viele meiner MitbürgerInnen stellt sich mir natürlich die Frage, wie ich das jetzt bezahlen soll? Es geht dabei nicht um einen längeren Zeitraum des Abstotterns der Nachzahlung, sondern die Rechnung muss auch noch innerhalb von 14 Tagen ab Ausstellung bezahlt sein, sonst gibt es die Androhung der Leistungsunterbrechung. Und Wien-Energie ist dabei bekanntlich nicht gerade zimperlich.

Bei genauerem Vergleich mit der Vorjahresabrechnung stellte ich zudem fest, dass in den vorgeschriebenen Teilbeträgen für das Jahr 2012 die 30-prozentige Erhöhung bereits für das gesamte nächste Jahr enthalten ist, was bedeutet, dass nicht nur die Nachzahlung, sondern auch die Teilbeträge für das gesamte Jahr 2012 wesentlich höher ausfallen als bisher von mir kalkuliert. Das bedeutet aber auch, dass offensichtlich mit einer Reduzierung der Tarife von diesem hohen Niveau im nächsten Jahr nicht gerechnet werden kann. Da im nächsten Jahr auch keine Wahlen in Wien anstehen, kann ich nicht mit einem Wahlgeschenk von Seiten des alleinigen Mehrheitseigentümers, der Gemeinde Wien, vertreten durch Frau Stadträtin Renate Brauner, rechnen. Sicher ist jedenfalls, dass für viele Haushalte in den nächsten Wochen Abschaltungen auf der Tagesordnung stehen.

Selbstlob trifft auf Realität

In diesem Zusammenhang ist die Informationspolitik der Stadt Wien bemerkenswert: Als KPÖ-Bezirksrat in der Leopoldstadt wurde mir auf eine entsprechende Anfrage hin kurz und bündig mitgeteilt, dass das Büro der Geschäftsgruppe Finanzen, Wirtschaftspolitik und Wiener Stadtwerke keine Daten über Haushalte zur Verfügung stellt, deren Energiezufuhr gesperrt wurde.

Ist natürlich konsequent: Es würde den sündteuren Selbstlob-Hochglanzbroschüren ein wenig den Glanz nehmen, wenn über die tatsächliche, bittere Realität vieler Haushalte auf Grund der Tarif- und Gebührenpolitik der Gemeinde eine breitere Öffentlichkeit hergestellt würde.

Energie-Grundsicherung als Lösungsansatz

Der bloße Fingerzeig auf die tatsächlichen Verhältnisse in dieser Stadt wäre für uns KommunistInnen allein zu wenig, hätten wir nicht auch Lösungen anzubieten. Durch die Entwicklung des Konzepts einer ENERGIE-GRUNDSICHERUNG für alle wäre gewährleistet, dass keine Familien ohne Wärme und Alltagsenergie auskommen müssen. Bezahlt sollte das durch die Abschöpfung der enormen Gewinne der Energiekonzerne und durch eine proportionale Tarifgestaltung für Mehr- bzw. Vielverbraucher werden. Und es ist ja tatsächlich absurd, denn derzeit läuft es bei Wien-Energie genau umgekehrt: Wenigverbraucher werden propotional weit höher preisbelastet, als Vielverbraucher, was ja einer Förderung von Energievergeudung mit entsprechender Umweltbelastung gleichkommt.

Das ist weder sozial, noch ökologisch zu verantworten!

meint Euer KPÖ-Bezirksrat
Josef Iraschko


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